Museum der Renaissance
Während Ihres Aufenthalts im Palazzo Portinari Salviati können Sie nicht nur mehr über seine Geschichte erfahren, die in der Mitte des 12. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, sondern auch direkt die Kunstwerke bewundern, die den Palazzo zu einem echten „Ort der Geschichte“ machen. Sollten Sie schon immer davon geträumt haben, in einem Renaissancemuseum in Florenz zu wohnen, dann können Sie sich diesen Traum hier erfüllen.
Es folgt eine kurze Einführung in die künstlerischen und architektonischen Werke.
HÖFE
Corte
Cosimo I
Corte Cosimo I
Epoche: 15. Jahrhundert (1470/80)
Autor: Michelozzo di Bartolomeo (Zuschreibung Pampaoloni G.)
Kompositkapitelle (mit korinthischen Blättern und ionischen Voluten)
In der Mitte: Lorbeerstatue von Cosimo I. de‘ Medici. Die Marmorskulptur ist eine römische Loricatstatue (von Lorica, einer fragmentierten Rüstung der alten Römer), der von Giovan Francesco Susini (Florenz, um 1585 – Florenz, 17. Oktober 1653) aus der Werkstatt des Giambologna der Kopf des Großherzogs Cosimo I. de‘ Medici hinzugefügt wurde. Der Susini restaurierte und integrierte auch den antiken Teil der Skulptur und wurde am 12. November 1631 für seine Arbeit bezahlt. Cosimo trug eine Kupferkrone auf dem Kopf (verloren) und hielt ein silbernes Zepter (verloren).
Inschrift (auf dem Sockel der Skulptur): HAS INTER/MATERNAS AEDES/PUER REPTAVIT/COSMUS/ QUAS NUNC STABILI/FULCIT PEDE/IN DIADEMATIS MAIESTATE (Freie Übersetzung: IN DIESEN MÜTTERLICHEN GEMÄCHERN KROCH COSIMO ALS KIND, (ER) DER JETZT MIT FESTEM FUSS MIT DER MAJESTÄT DER DIADEME GLÄNZT)
Fresko Madonna mit Kind
Fresko Madonna mit Kind
Fresko: Madonna mit Kind zwischen den Schutzheiligen von Florenz, Johannes dem Täufer und Zanobius.
Epoche: 13. Jahrhundert.
In der Mitte ist die thronende Madonna mit dem Kind in der als ‚Maestà‘ bekannten Ikonographie zu sehen. Majestà-Gemälde stellen eine thronende Figur dar. Dabei kann es sich um Jesus (Maiestas Domini) oder andere Figuren handeln, aber meistens ist es die sitzende Madonna mit dem Jesuskind im Arm, manchmal umgeben von Engeln und Heiligen. Links ist an den Attributen der Kamelhaut und des Kreuzstabs Johannes der Täufer, Schutzpatron von Florenz, zu erkennen.
Rechts ist der hl. Zanobius zu sehen. Er war der erste heilige Bischof von Florenz, lebte zur Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert und vollbrachte viele Wunder. Seine Reliquien sind im Dom in der von Lorenzo Ghiberti geschaffenen Arche verwahrt.
Gedenktafel
Gedenktafel an Rodolfo Arnoldo Burgisser
Rodolfo Arnoldo Burgisser (Wohlen, CH 1856 – Luzern, CH 1922). Der gebürtige Schweizer gründete in Florenz eine Strohfabrik zur Herstellung von Hüten und anderen Artikeln. Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert erweiterte er seine unternehmerische Tätigkeit und ließ sich dabei stets von einem christlich-sozialen Geist leiten. Er war der erste Präsident der Banca Toscana. Die Bank wurde am 4. April 1904 in Florenz unter dem Namen Piccolo Credito Toscano gegründet. Es handelte sich um eine Genossenschaft mit unbeschränktem Kapital, die von einem Komitee aus Bürgern unterschiedlicher sozialer Herkunft, hauptsächlich Handwerker, Kaufleute und Landwirte, getragen wurde. Die Bank hatte ihren ersten Sitz in Via del Corso 3 und war ein katholisch geprägtes Kreditinstitut. Der erste Verwaltungsrat setzte sich aus einem Monsignore, einem Kanoniker und einem Juristen zusammen und wurde von Rodolfo Arnoldo Bürgisser präsidiert (auch Gründer der Libreria Editrice Fiorentina – LEF).
Widmungstafel
Widmungstafel für Pietro Leopoldo zur Erinnerung an Werke aus dem 18. Jahrhundert
Marmortafel aus dem Jahr 1785 mit einer Widmung an den Großherzog Pietro Leopoldo von Lothringen bezüglich der Erweiterung und Dekoration des Palazzos, der von Niccolò Maria Ricciardi Serguidi mit Statuen und Gemälden bereichert wurde. Der Palazzo wurde am 22. Juni 1768 von Niccolò Maria Ricciardi erworben, der den Nachnamen Serguidi angenommen hatte.
Corte
degli Imperatori
CORTE DEGLI IMPERATORI
Das Ambiente verdankt seinen Name den beiden einst in den Nischen untergebrachten, heute aber nicht mehr vorhandenen Bronzehäuptern.
Fresken: Geschichten des Odysseus und Geschichten des Herkules.
Autor: Alessandro Allori und Gehilfen (Giovanni Maria Butteri, Giovanni Bizzelli, Alessandro di Benedetto, identifizierbar mit Alessandro Pieroni).
Datierung: 1575-1576
Geschichten des Odysseus: Das Tonnengewölbe ist in 6 Tafeln mit Episoden aus der Odyssee unterteilt, die Szenen sind von Groteskenbändern umrahmt.
Thema: Geschichten des Herkules: Alessandro Allori und Gehilfen.
Wappen der Serguidi
Wappen der Serguidi
Azurblau mit goldenem Sparren (Unter einem Sparren versteht der Heraldiker das Heroldsbild in der Wappenkunde, welches zwei rechts und links der gedachten Wappenmittellinie schräg abfallende, an der Spitze miteinander verbundene Balken bzw. „Sparren“ darstellt), begleitet von drei silbernen Halbmonden, zwei davon im Haupt und einer im Schildfuß, Schildhaupt von Anjou.
Wappen der Ricciardi
Wappen der Ricciardi
Halbgespalten von einem goldenen Band, auf dem ein schwarzer stacheliger Igel abgebildet ist; im ersten Feld azurblau; im zweiten silberfarben mit einem achtzackigen goldenen Stern.
Buntglasvelarium
Buntglasvelarium (Scheibe) mit Allegorie des Überflusses im Cortile degli Imperatori
Autor: Francesco Mossmeyer (Paris 1851/Florenz 1934) war ein Maler und Restaurator von Glasmalereien, der zwischen Ende des 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Florenz tätig war. Seine Werkstatt war mit denen von Polloni und De Matteis in Florenz vergleichbar.
Datierung: 1922
Das Oberlicht ist in mit Grotesken verzierte Quadrate und Rechtecke unterteilt. In der Mitte sitzt eine weibliche Figur an einer geblümten Balustrade und schenkt Münzen aus einem Füllhorn aus. Die Figur kann mit der Nymphe Amalthea, der Personifikation des Wohlbefindens, identifiziert werden, von der sich die römische Gottheit Copia bzw. Abundantia ableitet.
Zimmer Francesco I. De‘ Medici
Zimmer Francesco I. De‘ Medici
HOLZDECKE: oberer Fries aus dem 15. Jahrhundert, unteres Band dekoriert im 16. Jahrhundert.
WAPPEN der PORTINARI: Das Wappen der Portinari (ein „sprechendes Wappen“, das auf den Familiennamen verweist) zeigt eine Tür zwischen zwei aufrecht stehenden Löwen.
WAPPEN der SALVIATI: Gegengezinnt schräggebalkt, silber und rot. Wie ersichtlich, wurde das Heroldsbild der Portinari bei Übergang auf die neuen Eigentümer im 16. Jahrhundert abgeschliffen und durch das der Familie Salviati ersetzt.
KAMIN: Pietra Serena, am Rand das Wappen der Portinari; zentral florale Malerei.
Zimmer Maria de‘ Medici
Zimmer Maria De‘ Medici
Fresko: Marco Curzio stürzt sich in den Abgrund
Autor: Tommaso Gherardini und Gehilfen (1783/1784) Tommaso Gherardini (Florenz 1715-Florenz 1797). Er war bei den Bildhauern Piamontini und Vincenzo Meucci in der Lehre, besuchte dann die Akademien von Venedig und Bologna, bevor er 1740 in den Registern der Florentiner Akademie erwähnt wird.
Thema: Marcus Curtius war ein legendärer römischer Reiter, der 362 v. Chr. den Opfertot starb, als sich auf dem Forum ein Abgrund auftat, der nur durch das Opfer dessen, was die Römer am wertvollsten besaßen, gefüllt werden konnte. In der Überzeugung, dass nichts wertvoller sei als Waffen und Tapferkeit stürzte er sich bewaffnet und zu Pferd in diesen Abgrund. Der Ort wurde Lacus Curtius genannt. Diese Selbstaufopferung für die Götter der Unterwelt (Mani) wurde Devotio genannt. Livius spricht in Absatz 6, Buch VII, des Werkes Ab urbe condita von einem jungen römischen Soldaten, der sich in der Schlacht auszeichnete und sich den Göttern der Mani als Opfer anbot. Varro, in Absatz 148 von Buch V in De Lingua Latina und Plinius in der Naturalis Historia erwähnen diese Legende ebenfalls.
Galerie
Galerie
Freske: der Olymp
Autor: Tommaso Gherardini, signiert T.G. und datiert 1783 (entlang des Rahmens, links)
Thema: Der Olymp. Folgende Gottheiten sind zu erkennen: Jupiter, Juno und Hebe (Mundschenk der Götter); Apollo und Diana; Die Nacht; Pluto mit Kerberos, Proserpina und Merkur; Bacchus mit Satyrn; Venus und Mars; Neptun und Athene.
Zimmer
Federico IV
Zimmer Friedrich IV.
Fresko: Die Vier Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst, Winter).
Autor: Tommaso Gherardini und Gehilfen (1783)
Der Frühling wird als junge Frau mit einer Blumengirlande im Haar und in den Händen dargestellt; der Sommer als Frau mit Weizenähren im Haar und einem Spiegel in der linken Hand; der Herbst als nackter Mann, der mit Traubentrieben und Weinblättern gekrönt ist und Weintrauben in den Händen hält; der Winter als alter, nackter Mann, der sein Haupt in einen Mantel gehüllt hat und vor Kälte zittert.
Zimmer Beatrice Portinari
Zimmer Beatrice Portinari
Fresko: Allegorie der Nacht
Autor: Tommaso Gherardini und Gehilfen (1783)
Ikonografie: Die Nacht ist als junge, in einen blauen Mantel (Symbol des Himmels) gehüllte Frau dargestellt, die zwei Kinder in ihren Armen hält, Hypnos (Schlaf) und Thanatos (Tod). Es sind Zwillinge.
Zur Ikonographie der Nacht, des Schlafes und des Todes verweisen wir auf Homer (Ilias), Hesiod (Theogonie) und Virgil (Aeneis).
Piano nobile
Fenster
Zunft der Seide oder Por Santa Maria
Zunft der Seide oder Por Santa Maria
Arte Maggiore. Sie vereinte Kaufleute, Textilhändler, Händler, Goldschmiede, Haubenmacher, Mützenmacher, Schuhmacher, Korsettmacher, Matratzenmacher, Hutmacher, Waffenschmiede.
Wappen: silber mit rotem Tor.
Zunft der Ölhändler und Krämer
Zunft der Ölhändler und Krämer
Arte Minore. Sie vereinte Einzelhändler von Öl, Käse, Wurst und anderen Lebensmitteln.
Wappen: silber mit rotem Löwen, der einen grünen Olivenzweig in seinen Pranken hält.
Zunft der Richter und Notare
Zunft der Richter und Notare
Arte Maggiore.
Wappen: azurblau, mit achtzackigem goldenen Stern.
Zunft der Geldwechsler
Zunft der Geldwechsler
Aktivitäten: Geldwechsel, Handel mit Edelsteinen und -metallen, Kreditvergabe, Darlehen und Einlagen.
Wappen: rot, mit goldenen Bisants übersät (der Bisant war eine Goldmünze).
Zunft der Riemer, Sattler und Schildmacher
Zunft der Riemer, Sattler und Schildmacher
Arte Minore. Aktivitäten: Lederverarbeitung für Gürtel, Riemen, Schilde, Sättel.
Wappen: Halbgespalten: oberes Feld silber, unteres Feld silber mit drei gewellten roten Pfählen.
Zunft der Kürschner und Pelzhändler
Zunft der Kürschner und Pelzhändler
Arte Maggiore. Aktivitäten: Einfuhr und Verarbeitung von Pelzen und Leder.
Wappen: volles Feh mit Agnus Dei mit Siegesfahne des Florentiner Volks im oberen rechten Feld. Feh ist ein in der Heraldik verwendeter Begriff für heraldisches Pelzwerk. Das Agnus Dei oder Osterlamm weist auf ein besonderes Bild in der Symbolik der kirchlichen Kunst hin: ein kreuztragendes Lamm, das Christus darstellt.
Zunft der Winzer und Weinhändler
Zunft der Winzer und Weinhändler
Arte Maggiore. Aktivitäten: Herstellung und Groß- und Einzelhandel von Wein.
Wappen: silber mit rotem Kelch.
Zunft der Import-Tuchhersteller und -händler
Zunft der Import-Tuchhersteller und -händler
Arte Maggiore. Aktivitäten: Händler von importierten rohen Textilerzeugnissen, die hochwertig verarbeitete Textilien ausführen.
Wappen: rot mit goldenem Adler, der einen silbernen Tuchballen umklammert. Ein Tuchballen ist ein aufgerollter Ballen aus Stoff oder Leinen.
Zunft der Schlosser, Kupferschmiede, Werkzeugmacher
Zunft der Schlosser, Kupferschmiede, Werkzeugmacher
Arte Minore. Aktivitäten: Schlüssel- und Schlosshersteller, Schlosser, Eisenwarenhändler, Kesselschmiede, Nadelmacher, Bohrermacher und -händler, Uhrmacher.
Wappen: rot mit zwei stehenden silbernen Schlüsseln, angelehnt an ein Band, das sie verbindet.
Zunft der Zimmerleute und Schreiner
Zunft der Zimmerleute und Schreiner
Arte Minore. Aktivitäten: Holzarbeiten
Wappen: silber mit entwurzeltem, belaubtem Baum in Naturfarbe und einer Holztruhe.
Zunft der Ärzte und Apotheker
Zunft der Ärzte und Apotheker
Arte Minore. Aktivitäten: Ärzte, Drogisten (Apotheker) und sogar Maler waren in der Zunft der Ärzte und Apotheker verbunden.
Wappen: silber mit Jungfrau mit Christus im Arm, in Naturfarbe.
Zunft der Wollhersteller und -händler
Zunft der Wollhersteller und -händler
Arte Maggiore. Aktivitäten: Wollverarbeitung und Weberei, alle Arbeiter im Verarbeitungsprozess.
Wappen: azurblau mit Agnus Dei in Naturfarbe, das Ganze gesenkt auf das Schildhaupt von Anjou